
Hüttenwerk Phoenix (2001)
ÜÜber ein Jahrhundert lang dampften hier die Schlote, floss flüssiger Stahl durch gewaltige Rinnen, zischten die Hochöfen im Takt der Montanindustrie. Das Hüttenwerk Phoenix West in Dortmund-Hörde ist mehr als nur ein stillgelegter Industriekomplex – es ist ein Denkmal aus Eisen und Feuer, ein Kapitel Ruhrgebiet zum Anfassen.
Bis 1998 wurde hier Stahl erzeugt, der im benachbarten Stahlwerk Phoenix Ost weiterverarbeitet wurde. Danach verstummte die Anlage – und wurde zum stillen Zeugen des Strukturwandels. Was blieb, war Stahl in Schweigen.
Zwischen Graffiti, Gräsern und Gerüchten
Nach der Stilllegung lag das Gelände jahrelang brach. Einige Hallen und Anlagen wurden demontiert und ins ferne China verschifft – eine bittere Pointe der Globalisierung.
Was zurückblieb, war eine Mischung aus verwilderter Industriebrache, Graffitigalerie und verstecktem Rückzugsort für Spaziergänger, Pärchen und Schrottsammler. Die Dortmunder Sprayerszene hat hier jedes erreichbare Stück Metall in Farbe getaucht – mit mal mehr, mal weniger Talent, aber immer mit Nachdruck.
Ein neuer Phoenix?
Seit dem 1. Juni 2001 liegt das Gelände in den Händen der LEG NRW (Landesentwicklungsgesellschaft). 110 Hektar Fläche – mitten im Herzen der Stadt. Ein städtebauliches Versprechen. Eine riesige Projektionsfläche.
Die Zukunftsvision: Firmen aus IT, Softwareentwicklung und Systemtechnik sollen sich hier ansiedeln. Auch Kultur und Freizeit sollen Platz finden. 10.000 Arbeitsplätze bis 2010 – so lautete das ambitionierte Ziel. Seit Oktober 2001 wird entkernt, aufgeräumt, geplant. Die Realität? Sie lässt sich auf der Seite des „Dortmund Project“ nachlesen.
Die Gerüchteküche brodelt: Bleiben ein oder zwei Hochöfen als Industriedenkmal stehen? Das Gasometer vielleicht? Ich hoffe es – Hörde wird seine Ikonen nicht kampflos hergeben.
Analoge Erinnerungen
Meine analogen Aufnahmen entstanden im Sommer 2001, verteilt über mehrere Besuche. Gerade in den Abendstunden lag eine ganz besondere Stimmung über dem Gelände. Wenn die Sonne sich flach über die rostenden Stahlstrukturen legte, schien es, als würde die Anlage noch einmal aufglühen, bevor sie endgültig im Abendrot verglühte.
Ein verpasstes Kapitel?
Dass Phoenix West nicht Teil der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park wurde, ist ein Versäumnis. Die Voraussetzungen wären da gewesen: Geschichte, Fläche, Potenzial. Duisburg-Nord hat es vorgemacht – mit der Umwandlung der Industrie in einen Ort der Kultur, Freizeit und Erinnerung. Phoenix hätte das Zeug dazu gehabt. Vielleicht hat es das noch.
Link zum Thema:
- Webseite des Stadtbezirks Hörde mit aktuellen Neuigkeiten über die Weiterentwicklung von Phoenix



































































