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Hallen- und Freibad Rosenberg (2007)


Schon seit vielen Jahren liegt es brach, das Schwimm- und Freibad Rosenberg – besser bekannt als das Nordbad in Bochum. Ein Ort, an dem einst Leben pulsierte, Chlorgeruch in der Luft lag und das Wasser bei Sonnenschein glitzerte. Heute ist davon nichts mehr übrig.

Die Außenanlagen? Verschwunden unter Erde, Gestrüpp und Zeit. Was einmal Liegewiese, Beckenrand oder Planschzone war, ist längst der Natur überlassen worden – oder mit Baggern plattgemacht. Man erkennt kaum noch, dass hier einmal Sommer stattfand.

Drinnen sieht es nicht besser aus. Das Gebäude ist extrem vandalisiert, jedes Fenster ein Mahnmal für Zerstörung. Überall Scherben, Trümmer, zerrissene Spinde, zertretene Erinnerungen. Kein Gegenstand scheint mehr heil zu sein – es ist, als hätte sich die Zivilisation hier selbst zerlegt.

Das Nordbad wurde 1964 als kombiniertes Hallen- und Freibad eröffnet – ein typisches Projekt der aufblühenden Nachkriegszeit. Doch die Euphorie hielt nicht lange. Bereits 1988 wurde das Hallenbad dichtgemacht. Das Freibad überlebte noch bis 2003. Dann war Schluss – und der Verfall begann.

Ich betrete das Gelände durch eine halb aufgebrochene Hintertür. Früher standen hier Menschen in Badehosen, mit Handtüchern über der Schulter, voller Vorfreude auf einen Sommertag im Wasser. Heute ist es ein Müllhaufen. Die Fensterscheiben sind zersplittert, in irgendeiner Ecke liegt ein totes Tier, halb verwest, halb vergessen.

In den Umkleideräumen riecht es muffig. Die Türen sind ausgehängt, hängen schief in den Angeln oder liegen in Einzelteilen auf dem Boden. Ich bewege mich leise, doch das Gefühl, beobachtet zu werden, begleitet mich. Irgendetwas oder irgendjemand ist hier – oder war es gerade noch.

Dann stehe ich in der Schwimmhalle. Das Herzstück. Vor mir das Becken – leer, grau, gesprungen. Die typische Wellenform ist noch zu erkennen, der Boden fällt zum Sprungbereich ab. Kein Wasser. Nur Müll, Dosen, ein altes Fahrrad. Und trotzdem: ein eindrucksvolles Bild. Schwimmbäder ohne Wasser haben eine seltsame Magie. Fast surreal, als hätte jemand das Leben aus ihnen herausgezogen, aber die Hülle stehen lassen.

Das Nordbad ist nicht groß. Nach knapp 30 Minuten habe ich alles gesehen, alles fotografiert. Doch auf dem Rückweg bestätigt sich mein mulmiges Gefühl: Jemand hat mich wohl doch bemerkt. Ein Feuerwerkskörper zischt plötzlich vor meine Füße und explodiert. Kein Schaden – nur Adrenalin. Und der Beweis: Dieser Ort ist nicht so tot, wie er aussieht.

Update 03.2009: Das Schwimmbad Rosenberg ist Geschichte. Die Bagger waren da, das Gebäude ist restlos entfernt worden.

Links zum Thema:
Fakten und persönliche Erinnerungen zum Nordbad in Bochum
Webseite des
Vereins "Erhalt und Weiterentwicklung des Hallenfreibades in Höntrup" mit Beiträgen zum Thema.


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