
Krankenhaus Bethesda (2008)
Am 30. Juni 2006 fiel im Evangelischen Bethesda-Krankenhaus der letzte Vorhang. Seitdem: kein Puls mehr. Nur Beton, Licht, Leere.
Vor einigen Monaten wurde das verbliebene Inventar versteigert. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wanderte über Tische. Was bleibt, ist eine Hülle – ein Krankenhaus ohne Krankenhaus. Ein Körper ohne Inhalt.
Bethesda war einmal ein vollausgestattetes medizinisches Zentrum: Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie, Geburtshilfe, Intensivstation, dazu Radiologie und Nuklearmedizin. Ein ganzer Organismus aus Korridoren, Diagnosen, Systemen. Jetzt? Nur noch stumme Gänge.
Im Außenbereich der Klinik liegt ein kleiner Kindergarten – früher ein Ort voller Stimmen, Bewegung, Pausensnacks. Heute: zerstört. Der Vandalismus war schneller als jede Nachnutzung.
Ich betrete das Krankenhaus erlaubnisfrei. Was mich empfängt, ist fast surreal. Kein einziges Bett auf den Stationen. Keine Stühle, keine Schreibtische, keine Monitore. Die Räume wirken entkernt, aber nicht zerstört. Die Funktion ist weg – aber nicht die Struktur.
Die Kachelwände der ehemaligen OPs erzählen mit ihrer typischen Farbe noch von dem, was hier einmal getan wurde. Wunden geschlossen, Leben geholt, Notfälle stabilisiert. Die Technik ist fort – aber der Raum erinnert sich.
Der Krankenhausgeruch hängt noch immer in der Luft. Eine Mischung aus Reinigungsmittel, altem PVC und gelebtem Alltag. Und dann, fast gespenstisch: An manchen Stellen brennt noch die Deckenbeleuchtung. Kaltes Licht in leeren Zimmern. Wie ein Apparat, der nicht weiß, dass er längst abgeschaltet wurde.
Und das Tragische: Die Bausubstanz ist makellos. Kein Schimmel, keine Risse, kein Grund für den Verfall. Nur politische Entscheidungen, wirtschaftliche Wege, neue Prioritäten. Der Abriss ist bereits beschlossen – im kommenden Herbst wird alles verschwinden.
Ein Krankenhaus ohne Fehler – dem einfach nur die Geschichte fehlte, die weitergeschrieben werden sollte.
Links zum Thema:
- Die Aufgabe des Krankenhauses war wohl nicht ohne Probleme abgelaufen.
- Ein Patientenbericht aus aktiven Zeiten.
- Sentimentales Video
Update 06/2008: Selten habe ich die Spuren von Vandalismus in einer derartigen kurzen Zeitspanne und Intensivität zu sehen bekommen. Innerhalb von wenigen Wochen ist Bethesda in einen unglaublich schlechten Zustand geraten. Sprayer, Brandstifter, Kupferdiebe, sinnlose Zerstörung in allen Bereichen sprechen eine eindeutige Sprache. Ich distanziere mich gegenüber den sinnlosen Einsatz von Gewalt und Zerstörung. Diese Erfahrungen begründen meine Haltung, Objektdaten nicht weiterzugeben.



















































































