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NS-Ordensburg Vogelsang (2012)



Die ehemalige NS-„Ordensburg“
Vogelsang in der Eifel wurde als Schulungsstätte des nationalsozialistischen Regimes errichtet. Vogelsang steht symbolhaft für das ideologische Staatsziel des Nationalsozialismus, durch Erziehung und Indoktrination einen „neuen deutschen Menschen“ im Sinne des „völkischen“ Idealbildes zu formen. Das Objekt sollte eine Formierungsstätte für junge "Führungsanwärter" der NSDAP werden. Der Begriff "Ordensburg" entsprang dem Bedürfnis der Partei- und Staatsführung, sich starker Symbole der deutschen Geschichte zu bemächtigen und sie ideologisch umzudeuten.

Bauherrin war die "Deutsche Arbeiterfront" unter ihrem Leiter Robert Ley, der u.a. hier das geraubte Vermögen der 1933 enteigneten deutschen Gewerkschaften ausgab um dieses propagandawirksam als Wirtschaftsförderung für die ländliche Eifelregion inszenieren ließ.

Die Schüler waren nicht Angehörige eines Ordens im Sinne mittelalterlichen Rittergemeinschaften, sondern fanatisierte Anhänger des Systems, die sich großspurig und überheblich als "
Junker" bezeichneten. Die Ordensburg war einjährige Station eines auf insgesamt auf 3,5 Jahre angelegten Schulungsverlaufs, den jedoch niemand der 500 pro Jahrgang aufgenommene Parteimitglieder zu Ende bringen konnte. Mit dem Angriff der Wehrmacht auf Polen am 01.09.1939 wurde der Betrieb eingestellt; die Auszubildenden meldeten sich zum Kriegseinsatz.

Nach verschiedenen Zwischennutzungen zwischen 39 und 44, unter anderem als Schulgebäude für "Adolf-Hitler-Schulen", eine Art von Partei-Gymnasien, fiel Vogelsang im Februar 1945 in die Hände der vorrückenden Alliierten. Die Gebäude standen nun leer und wurden von der Not leidenden Bevölkerung geplündert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage dem international genutzten Truppenübungsplatz „
Camp Vogelsang“ zugeschlagen und zum Teil durch neue Militärbauten erweitert. Seit dem 1. Januar 2006 ist das Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich. Der frühere Truppenübungsplatz gehört heute zum Nationalpark Eifel, der 100 ha große bebaute Bereich soll für eine weitere Folgenutzung entwickelt werden.

Auf Grund seiner zentralen, landschaftlich exponierten Lage ist die Anlage prädestiniert für die Errichtung des
Nationalparkzentrums Eifel. Diese Prägung, die Größe und historische Bedeutung des denkmalgeschützten Ensembles sind gleichermaßen Verpflichtung wie Chance des Ortes. Vogelsang setzt sich bewusst von allen ideologischen und indoktrinären Elementen seiner Vergangenheit ab. Es legt den Schwerpunkt auf eine umfassende Demokratie- und Menschenrechtsbildung und nimmt damit eine aktive Rolle in der deutschen wie internationalen Erinnerungslandschaft ein. Vogelsang ist ein besonderes Konversionsprojekt und bedarf eines angemessenen Umgangs mit Geschichte, Architektur und Gelände.

Geschichte der Ordensburg im Überblick:
1933 Baubeschluss für Schulungsburgen
1934 Baubeginn nach den Plänen des Kölner Architekten Clemens Klotz
1936 Beginn des Lehrbetriebs
1939 Einstellung des Lehrbetriebs; Beginn des Zweiten Weltkriegs
1940 Weitgehende Einstellung der Bauarbeiten (geplante Erweiterungen)
1942 Nutzung durch "Adolf-Hitler-Schulen"
1944 Teilzerstörung durch alliierte Luftangriffe
1945 Besetzung durch die US-Armee
1946 Truppenübungsplatz des britischen Militärs
1950 Übergabe an das belgische Militär
2005 Gründung der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH
2006 Öffnung für Besucher als "Vogelsang ip Internationaler Platz"
aktuell Umbau Forum Vogelsang

Weiterführende Links:
Offizielle Webseite, Information, Anfahrt, Buchen von Führungen
Förderverein Nationalpark Eifel
Amateuraufnahmen der NS-Ordensburg

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Rechts das Schwimmbad, links die Turnhalle. Die ganze Anlage ist symmetrisch gebaut, ein Stilelement dieser Zeit und immer noch beindruckend.

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Das Kino ist in den 1950er Jahren im Betrieb, als der Truppenübungsplatz erbaut worden und hat fast 1000 Sitzplätze.

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In der "Burgschänke" kommt ein gezieltes Gemeinschaftsgefühl auf...

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Architektur in der "Burgschänke"

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Im Vordergrund eines der "Kameradschaftshäuser", die als Unterkunft dienten.

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Der "Adlerhof" ist die eigentliche Unterrichtsstätte gewesen. Der markante Turm beherbergt einen Wasserspeicher.

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Blick auf die "Thingstätte", weiter unten der Sportplatz und die beiden Hallen.

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Sonnenwendplatz mit der Skulptur "Fackelträger"

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Blick auf die "Kameradschaftshäuser"