
Bahnhof Hermeskeil (2014)
Ein verdammt heißer Tag Ende Juni. 33 Grad im Schatten. Kein Lüftchen regt sich, die Luft steht wie eine Wand. Ich tropfe. Und ich staune. Zwischen mir: Dampflokomotiven. Giganten aus Stahl und Feuer, die hier – mitten im beschaulichen Hermeskeil – ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Ein Ort, der so still wirkt, dass man fast das Gefühl hat, die Kolosse schlafen nur. Wartend. Rostend. Träumend vom nächsten Streckenkilometer.
Der Geruch von Schmieröl, altem Eisen und heißem Staub liegt schwer in der Luft. Es riecht nach Werkstatt, nach Vergangenheit, nach Maschinenkraft. Ein Ort wie ein Museum – und genau das ist es auch: Das Dampflok-Museum Hermeskeil. Und ich bin mittendrin. Kein Versteckspiel, keine hastige Begehung, denn heute bin ich zahlender Gast.
Ein Museum mit Geschichte – und Geschichten
Nicht weit von Trier entfernt, tief verwurzelt im Hunsrück, liegt das Gelände eines ehemaligen Bahnbetriebswerks. Der Lokschuppen stammt von 1888, die noch heute intakte Drehscheibe wurde 1910 in Betrieb genommen – beides Zeugen einer Epoche, als Dampf und Stahl die Welt veränderten.
In den 1970er Jahren begann ein privater Sammler, Lokomotiven aus ganz Deutschland zusammenzutragen. Ziel war es, sie vor der Verschrottung zu bewahren. Das Resultat? Eine Sammlung, die ihresgleichen sucht. Über 50 Dampfloks stehen hier. Eng an eng. Auf alten, moosbewachsenen Gleisen. Die Natur arbeitet sich vorsichtig durch Spalten und Fugen – Patina trifft auf Poesie.
Der Lokschuppen – schwer zu fotografieren, schwer zu vergessen
Im Schuppen selbst stehen sechs Lokomotiven. Gewaltig, dunkel, monumental. Doch das Fotografieren ist eine Herausforderung: Das Licht fällt in schrägen Bahnen durch staubige Fenster, mischt sich mit Schatten und verleiht der Szenerie eine mystische Tiefe. Fast wie eine Kathedrale für Maschinen.
Doch draußen, auf dem weitläufigen Freigelände, haut es mich fast um. Lok an Lok, Tender an Tender. Räder, Nieten, Armaturen, verwitterte Nummerntafeln. Es ist, als würde man durch ein Freiluftmuseum der Eisenbahngeschichte wandeln – jeder Schritt ein Zeitsprung, jeder Blick ein Motiv.
Ein Ort zwischen Aufbruch und Stillstand
Was hier geleistet wurde, ist enorm. Seit Jahrzehnten wird instand gesetzt, gepflegt, geborgen – mit wenig Geld, aber viel Leidenschaft. Doch genau da liegt auch das Problem: Dem Museum fehlen helfende Hände. Die Einnahmen reichen kaum für die Erhaltung, geschweige denn für Neuzugänge oder Personal. Alles basiert auf Ehrenamt – und der Liebe zur Sache.
Nach gut zwei Stunden in der prallen Sonne sind meine Speicherchips voll – und meine Beine schwer. Aber der Kopf? Voll mit Eindrücken. Dieses Museum ist ein Ort, der nicht nur Technikfreunde begeistert, sondern jedem einen Spiegel vorhält: Wie schnell verschwindet Geschichte, wenn sie nicht gepflegt wird? Wie viel Leidenschaft braucht es, damit etwas bleibt?
Ich empfehle jedem: Fahrt hin. Zahlt Eintritt. Schaut euch um.
Das Dampflok-Museum Hermeskeil ist kein Hochglanzort – aber ein ehrlicher. Und ein wichtiger.





















































