
Maison Television (2015)
Mitten auf dem Land, irgendwo zwischen dichten Wäldern und engen Straßen in Luxemburg, liegt ein Haus, das längst verstummt ist – aber niemals aufgehört hat zu senden. Von außen ein unscheinbares Gebäude, halb überwuchert, halb vergessen. Der Putz blättert, die Fenster blind, das Gartentor hängt schief. Und doch: Wer hier eintritt, tritt in eine andere Zeit. Maison Television – der Name kommt nicht von ungefähr.
Stillstand seit den Siebzigern
Spärliche Spuren im Netz, vergilbte Kalender an der Wand, eingestaubte Zeitschriften auf dem Küchentisch: Alles deutet darauf hin, dass dieses Haus seit den frühen 1970er Jahren verlassen ist. Und was für viele wie Stillstand wirkt, ist für den neugierigen Blick eine konservierte Welt – eingefroren in einem Moment, den jemand nie wieder betreten hat.
Ein Leben zwischen Antenne und Anode
Schon im Flur reihen sich Kartons und Geräte. In der Stube dann die Offenbarung: Ein Meer aus Radiogeräten und Fernsehern, Röhrenempfängern und Ersatzteilen. Die Sammlung scheint fast museal. Auf einem Regal stehen Radios aus den 30er Jahren, darunter fein säuberlich sortierte Kartons mit Röhrenbeschriftungen in verblasster Handschrift. Zwischen all dem liegt eine Notiz auf kariertem Papier: “ECC83 – nur getestet.”
Es wird schnell klar: Hier wohnte ein Enthusiast, ein Tüftler. Jemand, für den der Klang eines Röhrengeräts nicht nur Technik, sondern Emotion war. Ein Bastler, ein Sammler, vielleicht sogar ein Künstler.
Hände in der Hosentasche
Ich bin audiophil. Ich liebe Röhrentechnik. Und ich gebe zu: Ich musste mich zusammenreißen. Denn was hier lagert, würde jedem Sammler das Herz schneller schlagen lassen. Feinste NOS-Röhren, längst vergriffen, hier nur eingestaubt – nicht vergessen. Aber, wie immer: Es wird nichts mitgenommen. Nur fotografiert. Nur bewahrt.
Werkstatt im Obergeschoss
Im ersten Stock: Eine winzige Werkstatt. Hier wurden Radios repariert, Fernseher aufgeschraubt, Lötkolben geschwungen. An der Wand hängt ein Plan, vermutlich ein Schaltbild. Auf dem Tisch eine Lupe, ein zerlegter Verstärker, einige Tropfen verlaufener Kolophoniumrückstände – als hätte der Bastler gerade noch den Raum verlassen, um einen Kaffee zu holen. Darüber: Ein Dachboden, niedrig, staubig, voll mit Lagerware. Röhre an Röhre, in Reihen geschichtet, beschriftet wie in einem Archiv.
In einem Nebenraum dann eine Art technisches Mausoleum: Fernseher, Lautsprecher, Ersatzchassis, Handbücher, Zubehör. Alles geordnet. Alles gehütet.
Ein Mann, ein Haus, ein Hobby
Wer hier zuletzt lebte, hatte vielleicht kein aufregendes Leben – aber ein erfülltes.
Eines, das aus Radiowellen und Frequenzbändern, aus Klangfarben und technischer Finesse bestand. Ein Leben, das in jedem Winkel des Hauses noch spürbar ist.
Und so verlasse ich Maison Television mit einem Gefühl, das irgendwo zwischen Ehrfurcht, Respekt und Wehmut liegt. Die Geräte sprechen nicht mehr. Aber sie erzählen noch.













































