
Keramikfabrik Ostara (2005)
Mitten in Osterath stand einst ein Werk, das für Qualität, Langlebigkeit und Trittsicherheit bekannt war: die Keramikfabrik Ostara, später firmierend unter Ostara Laufen. Gegründet 1891, entwickelte sich das Werk über mehr als ein Jahrhundert hinweg zu einem Traditionsbetrieb – nicht zuletzt wegen seiner besonderen Kompetenz in der Herstellung von Steinzeug-Belagmaterialien.
Wer die Anlage genauer betrachtete, erkannte an der gewachsenen Bausubstanz die Spuren des industriellen Fortschritts: Anbauten, Hallen, neue Produktionslinien – jede Mauer erzählte vom steigenden Bedarf und der Anpassungsfähigkeit des Unternehmens.
Ende der 1990er Jahre wurde Ostara von der Deutschen Steinzeug übernommen. Die bekannte Marke blieb zunächst bestehen – doch der wirtschaftliche Druck war stärker als der gute Ruf.
2002 folgte das Aus.
Trotz Qualität, trotz Know-how.
Die schwächelnde Baukonjunktur verlangte nach Einsparungen im Konzern – Ostara wurde geschlossen.
Herbst 2005
Ich besuchte das Gelände im Oktober. Der Eindruck war erschütternd:
Extremer Vandalismus, abgebrochene Abrissarbeiten, überall Glasscherben, Brandschäden, durchwühlte Lagerräume. Die einstige Klarheit des Werkes war verschwunden – entkernt, entwürdigt, entleert.
Die Produktionshallen waren offen, die Büros ausgeweidet, und nur noch einige Fragmente erinnerten an den funktionierenden Betrieb.
Update 2007
Ein Eintrag in meinem Gästebuch machte mich darauf aufmerksam: Der Abriss ging weiter. Riesenbagger standen auf dem Gelände, die Dächer waren verschwunden, Wände fielen – Stück für Stück wurde Ostara aus dem Stadtbild radiert.
Update 2018
Von der Keramikfabrik Ostara ist heute nichts mehr übrig. Stattdessen stehen dort jetzt hochwertige Wohnungen im Pseudobauhaus-Stil – weiß verputzt, flachdachig, mit viel Glas und wenig Charakter.
Ein Hauch Ostara bleibt jedoch bestehen – zumindest symbolisch: Im örtlichen Edeka-Supermarkt hängen einige meiner Fotografien aus der Zeit des Verfalls. Wer also zwischen Käse und Kassenzettel einen Moment der Industriegeschichte erleben möchte – ein Einkauf lohnt sich.
Ostara ist Geschichte. Aber gut dokumentierte Geschichte. Und manchmal reicht das, um etwas bleiben zu lassen, das längst verschwunden ist.



























































