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Star Wars Fabrik


Selten hat mich eine Fabrik so sehr beschäftigt – und selten habe ich so lange gebraucht, um das zu finden, weswegen ich überhaupt gekommen bin. In Urbex-Kreisen kennt man sie unter dem Spitznamen „Star Wars Fabrik“. Warum genau, erschließt sich allerdings nicht sofort. Man muss suchen. Und durchhalten.

Die Anlage selbst ist monumental: 400 Meter lang, vier Etagen hoch, wie ein gestrandeter Koloss aus einer industriellen Vorzeit. Ihre Nähe zu einem der großen Stahlwerke der Region lässt erahnen, was hier einst verarbeitet wurde. Ich vermute ein Walzwerk: Stahl wurde angeliefert, durch massive Walzen getrieben, zu glänzenden Coils geformt – und vielleicht genau dort gelagert, wo heute der Spitzname „Star Wars“ für Ehrfurcht sorgt.

Aber das ist nur meine Theorie. Ich kann auch völlig danebenliegen. Vielleicht ist das mit den Koordinaten einfacher als mit der Wahrheit.

Was ich zunächst vorfinde, ist eine riesige Halle, durch die der warme Frühlingswind zieht. Keine Maschinen mehr, keine Bewegung. Und doch: Der Betonboden erzählt. Verwischte Markierungen, eingelassene Kanäle, Umrisse schwerer Anlagen. Die Präsenz von etwas, das nicht mehr da ist.

Im nördlichen Teil der Halle klafft ein riesiges Loch im Dach. Der Wind greift hinein, reißt an Blechteilen, lässt sie gelegentlich klirrend zu Boden fallen. Hier ist Vorsicht nicht nur eine Empfehlung, sondern Überlebensstrategie.

Einige Räume später finde ich einen abseitigen Teil der Anlage, in dem sich ein Tauchbecken befindet. Das Wasser darin steht fast einen Meter hoch, bläulich, trüb, seltsam lebendig. Algen? Ölfilm? Oder doch der Urschleim für das nächste außerirdische Spinoff? Man weiß es nicht. Aber es wirkt… fremd.

Und dann – ganz zum Schluss, als ich den Aufstieg schon fast aufgegeben habe, finde ich den Ort, den alle meinen. Ein schmaler, turmartiger Raum, zugänglich über ein endloses Treppenhaus, das sich wie eine Spirale aus der Zeit windet. Und plötzlich stehe ich mittendrin: eine Kulisse, wie aus einem Science-Fiction-Film.

Schwarze Wände, silbrige Rohre, seltsame Lichtverhältnisse. Eine architektonische Szene, die mit jedem Schritt mehr nach Filmset aussieht. Die Kontraste sind brutal. Tiefes Schwarz, grelles Licht. Fotografisch eine Herausforderung. Kamera und Objektiv kämpfen – und ich mit ihnen. Selbst in der Nachbearbeitung in Lightroom verlangt dieser Ort noch alles. Aber es lohnt sich.

Am Ende bleibt ein Ort, der mehr ist als nur eine verlassene Fabrik. Er ist eine Bühne, die nur darauf wartet, dass jemand sie wieder betritt. Nicht um zu arbeiten – sondern um zu staunen.

Und ganz nebenbei: Danke an
Château Halloween. Ohne das zufällige Gespräch dort hätte ich diesen Ort vielleicht nie gefunden. Manchmal braucht es keine Karte – nur das richtige Wort zur richtigen Zeit.


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