Stacks Image 24

Rhein-Emscher-Armaturen (2011)


Der Geruch von altem Öl, Fett und Metall liegt schwer in der Luft.
Die heiße Nachmittagssonne hat die weitläufigen Hallen der ehemaligen Rhein-Emscher-Armaturenfabrik aufgeheizt wie ein Backofen. Es ist stickig, still – und alles, was einmal Produktion war, ist längst nur noch Hülle, Raum und Nachhall.

Die Werkhallen sind leer, entkernt, teilweise sogar besenrein. Nur vereinzelte Maschinenfundamente und rostige Deckenschienen erinnern an die Zeit, als hier der industrielle Pulsschlag zu hören war.

Der älteste Teil der Anlage stammt aus dem Jahr 1913. Über Jahrzehnte wuchs der Betrieb, Halle für Halle, Anbau für Anbau – stets weiter nach Süden, wo schließlich auch die Kaue, Verwaltungsgebäude und die Direktorenvilla zu finden sind.

Hergestellt wurden hier Spezialarmaturen für die Schwerindustrie:
Kupfer- und Kühlelemente, Blasformen für Hochöfen – Bauteile für jene Welt aus Feuer, Stahl und Präzision, die heute nur noch an wenigen Orten existiert. Die Gießerei war nicht für den Massenmarkt, sondern für die Großen, für Zechen, Hütten, Konverter.

Ein genaues Schließungsdatum konnte ich nicht ausfindig machen – aber die Spuren lassen darauf schließen, dass der Betrieb Mitte der 1990er Jahre eingestellt wurde.
Seitdem: Stillstand.

Und doch: Das Ensemble steht unter Denkmalschutz. Noch. Denn die Geschichte dieses Geländes ist noch nicht zu Ende erzählt.

Im November 2011 wurde das Gelände der Rhein-Emscher-Armaturen zur Zwangsversteigerung angeboten – für den symbolischen Wert von einem Euro.
Ein hoch kontaminiertes Areal, ein Sorgenkind der Stadtplanung, aber auch ein potenzielles Denkmal für die industrielle Geschichte des Reviers.

Ob es einen Zuschlag gab, ist nicht bekannt. Ob der Denkmalschutz langfristig Bestand haben wird – ebenso wenig.

Die Jahrhunderthalle 2, ein ähnliches Bauwerk aus Rheinhausen, wurde trotz Denkmalschutz einfach abgerissen. Dort steht heute ein Parkplatz für Logport. Denkmalschutz spielte am Ende keine Rolle mehr.

Die Rhein-Emscher-Armaturenfabrik ist ein Ort voller Spuren,
ein Denkmal für eine Zeit, in der Industrie nicht aus Lagerhallen, sondern aus Stahl, Hitze und Handwerk bestand.

Noch steht sie.
Noch erzählt sie.
Wie lange noch – bleibt offen.

Links zum Thema:
Videorundgang auf
YouTube
Der Spurensammler einige Jahre später

Stacks Image 22982
Stacks Image 22984
Stacks Image 22986
Stacks Image 22988
Stacks Image 22990
Stacks Image 22992
Stacks Image 22994
Stacks Image 22996
Stacks Image 22998
Stacks Image 23000
Stacks Image 23002
Stacks Image 23004
Stacks Image 23006
Stacks Image 23008
Stacks Image 23010
Stacks Image 23012
Stacks Image 23014
Stacks Image 23016
Stacks Image 23018
Stacks Image 23020
Stacks Image 23022
Stacks Image 23024