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Das Berufskolleg (2009)


Lange Flure. Viele Stockwerke. Zahlreiche Klassenzimmer, in denen Generationen von Schülern gelernt, gelitten, gehofft haben. Diese Gebäude sind keine Schulen im klassischen Sinne, sondern Orte der Vorbereitung auf das Leben. Hier wurden handwerkliche Berufe ebenso vermittelt wie kaufmännisches Denken – die Theorie für die Praxis draußen in der Welt. Und doch wirkt jetzt alles stillgelegt, ausgehöhlt, in einer Warteschleife des Vergessens.

Obwohl die Gebäude erst seit knapp einem Jahr leer stehen, zeigen sie bereits deutliche Spuren dessen, was passiert, wenn Menschen nicht mehr lernen, sondern nur noch zerstören. Die Vandalen waren schneller als ich. Scheiben zerschlagen, Stühle umgeworfen, Tische zerkratzt. Aber dazwischen: eine gewisse Ordnung. Kreidetafeln mit letzten Einträgen. Ein vergessener Taschenrechner. Eine Sitzordnung. Fast scheint es, als wolle sich das Gebäude nicht kampflos ergeben.
Als klammere es sich an seine Vergangenheit.

Die Geräusche von früher

Ich wandere durch die Gänge – alleine. Und doch ist da etwas. Ein Echo von Stimmen, ein Lachen hinter Türen, die längst nicht mehr aufgehen. Ich erinnere mich an meine eigene Schulzeit. Wie es war, zu spät zu kommen. Wie es klang, wenn der Stundenwechsel durch den Lautsprecher knarzte. Und wie es roch – nach Papier, Heizungswärme, Pausenbrot und Fußbodenreiniger.

Zwei Orte, eine Geschichte

Gezeigt werden in diesem Bericht zwei Berufskollegs, die ich zu einer Geschichte zusammengefasst habe. Zwei Orte, die sich ähneln und doch unterscheiden. Gemeinsam ist ihnen das abrupte Ende – und die seltsame Schönheit des Übergangs: Zwischen Noch-Dasein und Bald-Vergessen.

Zum Schutz dieser Orte und der Geschichte, die sie bewahren, nenne ich bewusst keine konkreten Namen oder historische Daten. Manchmal braucht es den Schleier, um die Würde zu erhalten.

Update 2015

Ein Kontrollbesuch.
Nichts ist geblieben.
Die Gebäude sind vollständig abgerissen, das Gelände planiert.
Keine Spur von dem Ort, der einmal Wissen, Zukunft und Orientierung versprach.
Heute stehen hier Autos.
Eine Nachfolgenutzung wurde nicht gefunden – nur eine Zwischenlösung mit Asphalt und weißen Linien.

Was bleibt, sind Bilder. Und Erinnerungen.

Die Berufskollegs standen in Recklinghausen, an der Kemnastraße.
Heute fährt man daran vorbei.
Und merkt nicht, dass hier einmal Leben war.

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