
Maison De Viron (2016)
Immer wieder frage ich mich, wie manche Lost Places überhaupt entdeckt werden. Da gibt es natürlich die üblichen Techniken, die in der Szene längst zu stillem Standard geworden sind: Satellitenkarten, Geotags, Forenechos. Aber dann gibt es Orte wie dieses hier. Orte, die man nicht findet – sondern die einen finden.
Maison De Viron, auch unter dem Namen Maison Michet bekannt, ist so ein Fall. Klein. Unscheinbar. Und gerade dadurch fast unsichtbar. Versteckt in einem kleinen Park am Rand eines verschlafenen Dorfes. Kein Schild, kein Wegweiser, nur die Ahnung, dass hier etwas wartet.
Das Haus steht seit einigen Jahren leer, heißt es. Und einst war es wohl ein traumhafter Fund: Regale voller alter Bücher, ordentlich gemachte Betten, feines Mobiliar, das zum Bleiben einlud. Ein Wohnzimmer mit Patina, nicht mit Zerstörung.
Heute: anders. Der Zahn der Zeit nagt nicht mehr alleine. Vandalen, wie immer mit mehr Kraft als Verstand, haben ihre Spuren hinterlassen. Vieles wurde zerstört, achtlos herausgerissen, besprüht. Warum – das bleibt eines der ewigen Rätsel dieser Subkultur.
Und doch: das Fotografieren war eine Wohltat. Vielleicht, weil das Haus noch genug Würde hatte. Vielleicht, weil es sich wehrte – leise, aber spürbar. Die Lichtverhältnisse waren eine Herausforderung: Draußen strahlte die Sonne durch einen wolkenlosen Himmel, drinnen wartete ein Tanz aus Schatten und goldstaubigem Licht.
Ich musste Geduld mitbringen. Aber das tat gut.
Die Geschichte des Hauses? Unklar.
Verschiedene Quellen erzählen völlig unterschiedliche Dinge. Die einen sprechen von einer Nymphomanin, die hier einsam und eigenwillig lebte. Die anderen von einem Geistlichen, zurückgezogen und gottverbunden. Nähe und Enthaltsamkeit in einem Gebäude. Unterschiedlicher könnten die Legenden nicht sein. Und vielleicht ist genau das der Punkt.
Denn manchmal sind es nicht die klaren Fakten, die einen Ort interessant machen. Sondern die Widersprüche, die man nicht auflösen kann. Und die leise Frage:
Wer hat hier gelebt – und warum?
Maison De Viron gibt keine Antwort. Aber es stellt genau die richtigen Fragen.
Relevante Links:
Fotos auf Scholzdigital
Urbex-NL mit weiteren Fotos
HDR-Aufnahmen auf Alte Tapete Photography
Ein paar historische Aufnahmen







































































