
Gabrielschule (2025)
Gegründet im Jahr 1919, war die Gabrielschule einst das Herzstück der Region – und für lange Zeit die größte Bildungseinrichtung weit und breit. Ursprünglich als kirchliche Schule ins Leben gerufen, wurde der Alltag hier jedoch früh durch die Geschichte unterbrochen.
Zweimal – im Ersten und leider auch im Zweiten Weltkrieg – mussten die Brüderschaft die Gebäude verlassen. Die Klassenräume wurden zu Unterkünften, später sogar zu Hospitälern für verwundete Soldaten. Aus dem Klassenzimmer wurde ein Lazarett.
Trotz allem schaffte die Schule nach dem Krieg den Wiederaufstieg. Sie bot fundierte Ausbildungen im TSO (technischer Sekundarunterricht) und BSO (beruflicher Sekundarunterricht) an – mit einem bemerkenswert breiten Spektrum: von Rechnungswesen und Informatik über Elektromechanik, Schweißkonstruktionen, Elektroinstallation bis hin zur Automobiltechnik. Für die Region war das mehr als ein Schulangebot – es war Zukunft in Stein gegossen.
Doch ab 2015 blieben die Schüler aus. Nur noch 65 Anmeldungen zählte man in jenem Jahr. Zu wenig für eine große Schule mit großer Geschichte. Die Entscheidung zur Schließung fiel leise – aber endgültig.
Ein kleiner Teil des weitläufigen Komplexes wurde später umgenutzt: Heute befindet sich dort ein Seniorenheim sowie eine Kindertagesstätte. Der Rest aber – die Flure, Hallen, Treppenhäuser – liegt brach, dem Verfall überlassen.
Mein Einstieg war… sagen wir: sportlich. Ein Spaziergang durch ein Waldstück, dann über einen verlassenen Sportplatz, schließlich durch diverse Zäune – deren freundlicherweise vorgesehene Löcher meinen Weg deutlich erleichterten.
Im modernen Schultrakt angekommen, empfängt mich im Erdgeschoss eine Turnhalle mit Theaterbühne – eine seltsam stille Kulisse, in der früher Applaus und Anfeuerungsrufe zu hören waren. Darüber: drei Etagen mit Klassenzimmern, weitgehend leer. Nur ein einziger Raum ist noch möbliert – Tische, Stühle, Tafeln. Der Rest: zertrümmert, verbrannt, geplündert. Die Dorfjugend hat hier bereits ihre eigene, zweifelhafte Form von Nachnutzung etabliert.
Ein weiterer Gebäudeteil stammt offenbar noch aus der Gründerzeit der Schule. Der Zustand ist – vorsichtig formuliert – kritisch. Das zweite Stockwerk ist teilweise eingestürzt, lose Deckenplatten liegen kreuz und quer, und der Weg hindurch wird zur Slalomdisziplin mit erhöhtem Risiko. Am Ende dieser Passage liegt das Hauptgebäude – überraschend gut erhalten.
Hier finde ich Büros, kleinere Klassenräume und Zimmer, in denen wohl einst Betten standen – vielleicht für Internatsschüler, vielleicht für die Brüder selbst. Die Atmosphäre ist gedämpft, fast andächtig.
Und tatsächlich: In einem Flügel entdecke ich einen kleinen Kirchenraum – erstaunlich gut erhalten, fast intakt. Während meiner Recherche stoße ich auf eine eher absurde Randnotiz: Der Raum wird heute gelegentlich für erotische Fotoshootings genutzt. Kann man machen. Muss man aber nicht.
Ganz oben im Gebäude wartet dann noch ein letztes, skurriles Bild: ein verlassener Waschraum, in dessen Mitte – ein Billardtisch. Wo früher Seife, Spiegel und vielleicht auch Verlegenheit zuhause waren, steht heute dieser Tisch. Das Dach fehlt. Regen, Wind und Zeit haben sich längst breitgemacht. Moos, Moder, Mattgrün. Und trotzdem: ein Bild, das bleibt.
Ein Ort, an dem Bildung endete – und das Absurde Einzug hielt.
Ein Kapitel voller Wissen. Und Leerstellen.






























































































































