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Schrottplatz Traction Sud (2004)


Tief im Süden Belgiens, verborgen zwischen sanften Hügeln und einem undurchdringlichen Stück Mischwald, liegt ein Ort, der ebenso faszinierend wie rätselhaft ist. Kein offizieller Schrottplatz, kein Museum, keine Sehenswürdigkeit. Und doch zieht er Urban Explorer, Militaria-Fans und Fotografen gleichermaßen in seinen Bann.

Hier, inmitten von Bäumen und Farnen, schlafen sie: Militärfahrzeuge aus aller Welt, still nebeneinander, von Moos überzogen, von Ranken umwunden. Manche wirken, als seien sie eben erst abgestellt worden, andere sind über Jahrzehnte mit der Landschaft verwachsen – als hätte die Natur entschieden, sie sanft in sich aufzunehmen.

Eine Sammlung, kein Schrott

Die Fahrzeuge sind nicht wahllos abgestellt, sondern grob nach Herkunftsländern sortiert – Transporter, Jeeps, Löschfahrzeuge, Anhänger, alte Boote. Französische Technik steht neben sowjetischer. Amerikanisches Gerät blickt stumm auf britische Panzerzüge. Die Motivdichte ist enorm, der Zustand variiert zwischen fotogenem Rost und vollständiger Auflösung.

Doch das ist kein Lost Place im klassischen Sinne.
Dies ist kein Ort des Verfalls durch Gleichgültigkeit – sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Sammelleidenschaft. Der Besitzer, so erfahre ich später, war in den 1960er und 70er Jahren ein bekannter An- und Verkäufer für Armeefahrzeuge. Seit den 1980ern aber scheint das Kapitel abgeschlossen. Die Sammlung bleibt – und verrottet in Würde.

Herbstlicht und Warnschüsse

Die beste Zeit für einen Besuch? Definitiv der Herbst.
Wenn sich das Laub lichtet, treten plötzlich Fahrzeuge ins Bild, die den ganzen Sommer über verborgen waren. Und doch: Der Ort ist kein Fotospielplatz. In der nahegelegenen Pommesklitsche erzählt man mir, dass der Besitzer auf unerwünschte Besucher angeblich schießen würde. Ob wahr oder urbane Legende – ich glaube es sofort.

Wieder einmal Glück gehabt.
Aber mit einem mulmigen Gefühl verlasse ich den Wald nicht – es bleibt, als hätte ich einen Ort betreten, den ich vielleicht nicht hätte sehen sollen.

Fotografie unter Druck

Leider war ich zu spät vor Ort – die Sonne schon tief, das Licht knapp.
64 ASA Velvia, aber kein Stativ. Die Wege zu eng, zu uneben, zu dicht bewachsen.
Ich musste mit offener Blende arbeiten, die Schärfentiefe war ein Opfer der Situation.
Die Dias rauschen, die Kanten sind weich – aber vielleicht passt genau das zur Atmosphäre dieses Ortes.

Mit Ihrer Hilfe: Eine Sammlung vervollständigen

Viele der Fahrzeuge kann ich nur grob zuordnen.
Meine Beschreibungen beruhen auf Vermutungen und Halbwissen.
Vielleicht wissen Sie mehr? Wenn Ihnen Fahrzeugtypen, Baujahre oder Hersteller bekannt sind, freue ich mich sehr über eine Nachricht – gerne per Mail.
So könnte dieser Ort nicht nur fotografisch, sondern auch historisch bewahrt werden.

Mein Dank gilt:
Sebas le Fevre, Markus Georgino, Klaus Hadeler, Holger Rauch, Jorgo, Lothar, Jean Goidts und Michael Schäfer. Eure Hinweise machen diesen Ort ein Stück klarer – und damit wertvoller.



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